Alte Industriebrache neu belebt

Schmalkalden. Auch kleinere Projekte haben eine große Wirkung und können Potentiale freisetzen. Dies zeigt einmal mehr die Unterstützung des Vereins für Bunte Kultur Schmalkalden (BUKS) durch die Regionale LEADER-Aktionsgruppe „Henneberger Land“.

Knapp 11 300 Euro Fördergelder wurden seit 2021 insgesamt dem Verein bereitgestellt. Durch diesen Zuschuss konnten die offene Küche, die offene Werkstatt und die Gestaltung des offenen Gartens, die als Herzstück der BUKS-Arbeit gelten, in Angriff genommen werden. Von Anfang an hatte der Verein sich auf die Fahnen geschrieben, das Handwerk wieder mehr ins Blickfeld zu rücken, Erfahrungen weiterzugeben und Menschen beim gemeinsamen Werkeln zusammen zu bringen.

„Die Regionale Aktionsgruppe LEADER war hierfür genau der richtige Ansprechpartner, um Unterstützung zu bekommen für solche innovativen Ansätze“, sagt Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski. Die Küche mit Außenbereich ist inzwischen fertig und will die Leute einladen zum Kochen und Plaudern. Hier wurde schon die eine oder andere Mahlzeit auf den Teller gebracht – vor allem nach getaner Arbeit, denn zu tun gab es in der letzten Zeit genug. Schließlich haben die Vereinsmitglieder auch viel selbst Hand angelegt.

Die Fläche, auf der künftig die Gartenanlage in nachhaltiger Permakultur entstehen soll, ist ebenso vorbereitet. Die Werkstatt ist mit Technik für die Holzbearbeitung ausgestattet. Hier kann man künftig also selbst mit fachmännischer Unterstützung Hand anlegen. „Wir planen Öffnungszeiten“, sagt Stefan Schwabe vom BUKS. Das eine oder andere Brett kann hier geschnitten oder manch Möbelstück restauriert werden. Auch Thomas Kaminski hat schon mal einen alten Schrank aus dem Familienbesitz hierher gebracht, „der zu schade ist zum Wegwerfen“. Auch dieser soll in Eigenregie in der BUKS-Werkstatt aufgehübscht werden.

Das Ganze hat eine Vorgeschichte: Die ersten Ideen vor Jahren, hinter dem Obertor in Schmalkalden einen Raum der Begegnung für Generationen zu entwickeln, trafen damals nicht gleich auf offene Ohren. Die Stadt hatte schließlich für das Areal andere Pläne. Ein Interessent wollte eine große Anlage für die Betreuung von Senioren samt Wohnungen bauen, die Anlieger aber hatten andere Wünsche. „Sie kamen auf uns zu und wollten viel lieber dieses tolle Quartier selbst entwickeln“, sagt Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski.

Als die Investorenpläne sich seinerzeit zerschlagen hatten, waren Stadt und Anwohner schnell wieder im Gespräch. Statt als Kommune etwas zu planen, umzusetzen und den Bürgern hinzustellen, ging man hier andere Wege. Anwohner hätten hier selbst etwas Gutes entwickelt und umgesetzt, sagt das Stadtoberhaupt. So zog Leben in die einstige Industriebrache ein. Kaminski spricht von einem „Gesellschaftsexperiment, das bislang gelungen ist“. In Schmalkalden weiß man schließlich längst, dass solch ein Engagement dem Leben in der Stadt generationsübergreifend gut tut. Vom Land wurde der BUKS im Oktober sogar als Zweitplatzierter mit dem Thüringer Demografiepreis 2023 geehrt.

Vereinsvorsitzender Stefan Schwabe dankte zur Eröffnung von Küche und Werkstatt allen, die bislang diesen Weg unterstützt haben – von den Fördermittelgebern, Mitstreitern und Partnern über Firmen bis hin zu Stadt und Bauhof. Der Verein nutzt hier ein ehemaliges Betriebsgebäude und -gelände mietkostenfrei von der Stadt. Dabei unterstützt die Stadt den Verein mit der Sanierung und Instandsetzung des Gebäudes und erhielt ebenfalls über LEADER einen Zuschuss von etwa 80.000 Euro.

Viel wurde in Eigenregie renoviert, saniert und umgebaut. „Wir haben einen Ort geschaffen, wo jemand etwas machen kann“, sagt Stefan Schwabe. „Nur zu reden bringt nichts, das gibt es vielerorts schon genug.“ Die BUKS-Initiativen sind nicht auf das Areal am Obertor beschränkt, längst strahlen die Ideen aus. Und so gibt es mit der Eröffnung der „Milchhalle“ vor kurzem auch ein Stück mehr Café-Kultur in Schmalkalden. Das Café soll ein Anlaufpunkt sein für Studierende und Einheimische gleichermaßen. Und auch das Projekt FUKS – was „Für unsere kurzen Strecken“ bedeutet – ist als kostenloses Leihfahrrad-Angebot für mehr nachhaltige Mobilität in der Stadt gut angelaufen.

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